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Besuch bei Alois Achatz: "Die Heliogravüre"

Besuch bei Alois Achatz

In seinem Atelier vereint er Fotokunst mit der alten Kunst der Heliogravüre.

 

Wir staunten nicht schlecht, durften wir doch mit 6 Mitgliedern der Fotografischen Gesellschaft Alois in seinem Atelier in Eitlbrunn einen Besuch abstatten.


Nein, einfach ist das ganz nicht, ich brauchte schon ein wenig bis ich das alles zumindest im Ansatz verstand. Aber Alois kann nicht nur verständlich erklären, er ist mir auch 30 Jahre voraus, denn so lange beschäftigt er sich schon intensiv mit der Kunst der Heliografie.

 

Er selbst beschreibt sein Tun als Edeldruckverfahren, das mehr als andere Verfahren druck- und weniger belichtungslastig ist. Wie er darauf kam? In seiner Studienzeit fand er in einer Bibliothek ein altes Lehrbuch über die Heliogravüre, die praktisch zu seiner Bibel wurde. Dies und viel Probieren machte ihn zu einem wahren Meister dieser Kunst.

 

Nach einer detaillierten Einführung, durften wir miterleben, wie Alois einen (belichteten/gedruckten) Film, der das Ausgangsobjekt darstellt, auf ein Gelatineblatt belichtet. Diese Gelatine macht er selbst mittels chemischer Behandlung lichtempfindlich. Mit einer speziellen Halterung mit Sogwirkung, dass eine faltenfreie Befestigung ermöglicht, belichtet er dann den Film direkt auf das Gelatineblatt. Dazu benötigt man UV-Licht. Alois bedient sich hier einer sehr praktischen, für uns auch sehr merkwürdigen Konstruktion: Das Licht stammt von einem sehr altertümlichen Gesichtsbräuner.

 

Nach ca. 15 Minuten ist die Belichtung des Gelatineblatts abgeschlossen. Es erfolgt wieder eine kurze Behandlung mit einer Mixtur, danach wird das Gelatineblatt auf eine Kupferplatte gelegt. Diese Kupferplatte wurde zuvor poliert, unter starker Hitzeentwicklung mit Asphaltstaub behandelt (dazu könnte man auch Kolofonium nutzen).

 

Nun wird das Gelatineblatt samt der Kupferplatte mit ca. 38 Grad warmem Wasser behandelt und die Gelatine verliert so ihre Lichtempfindlichkeit. Schließlich wird das Gelatineblatt, nachdem es komplett durchnässt ist, von der Kupferplatte abgezogen. Danach wird das Ganze für eine gewisse Zeit im Wasser geschwenkt, wobei sich die unbelichteten Teile nicht abwaschen lassen und so das Bild entsteht.

 

Immer wieder erfolgten natürlich Verweise in die Bereiche der (analogen) Fotografie.

 

Die Säurebehandlung durften wir nicht miterleben, stellt dies doch einen sehr sensiblen Arbeitsschritt in 3 Stufen mit drei Säurengraden dar. Aber genau diese Behandlung erstellt eigentlich die „Verätzungen“, also die Struktur auf der Kupferplatte und macht sie so erst zu einer Druckplatte. Die Säure wird in Ihrem „Tun“ durch die auf der Kupferplatte verbliebene Gelatine gesteuert.

 

Da unser Interesse aber nicht nachließ, nahm Alois eine vorhandene Kupferdruckplatte, bestrich diese mit zähflüssiger schwarzer Druckerfarbe, wischte mit Gaze die restliche Farbe ab und legte sie samt Büttenpapier auf die Druckerpresse. Ich staunte nicht schlecht, es kam tatsächlich ein Druck zum Vorschein, aber nicht nur ein Druck, nein, ein Druck mit solch einer feinen, ja zarten Struktur, in den dunklen Tönen aber starker Kontrast, einfach verblüffend.

 

Ja, das Ganze „entschleunigt“ und ist wohl nicht für Fotografen geeignet, die nach einem Kurzurlaub mit 2000 Fotos heimkommen 😊

 

Bei Alois vereint sich der Fotokünstler mit dem Handwerksmeister, ja irgendwie sogar mit dem Chemiker, wenn mal so will. So absolut perfekt beherrscht er dieses nun leider fast ausgestorbene Handwerk, das doch mal sehr verbreitet war und sich sogar als Vorläufer des Tiefdruckverfahrens bezeichnen darf. Erstmals war durch diese Technik auch die Darstellung echter Halbtöne möglich, also nicht nur Schwarz-Weiß.

 

Nach ca. 4 Stdunden verließen wir Alois wieder, allesamt tief beeindruckt von dem, was wir gerade miterleben durften. Aber wir sehen uns wieder, spätestens zu einer Ausstellung in Cham, bei der er mitwirkt und seine Werke der Öffentlichkeit präsentiert.

 

Vielen Dank Alois!

 

https://www.aloisachatz.de

 

Text: Ingo Maschauer, Fotos: Stephan Fürnrohr